neuroneum expandiert und plant Neubau

Finanzminister Michael Boddenberg besucht ambulante neurologische Rehabilitationseinrichtung auf dem Gesundheitscampus in Bad Homburg

Bad Homburg, 1. August 2023 – Der Bedarf an Neurorehabilitation wird in den nächsten Jahren stark steigen. Die Gründe sind eine stark wachsende Anzahl an Patienten, bedingt durch den demographischen Wandel und die Fortschritte in der intensivmedizinischen Versorgung. Nach Schlaganfällen oder Unfällen überleben infolge einer schnellen und hervorragenden akutmedizinischen Versorgung immer mehr Patienten mit schweren Schädigungen des zentralen und peripheren Nervensystems und benötigen umfassende Rehabilitationsmaßnahmen, die ihnen die Rückkehr ins Leben und in den Alltag ermöglichen. Die ambulante Rehabilitation gewinnt gegenüber der stationären immer mehr an Bedeutung. Nicht nur der anhaltenden Mangel an Pflegekräften, sondern auch der steigende Kostendruck führen dazu, dass Patienten immer früher in die ambulante Versorgung überführt werden. Um den wachsenden Bedarf zu decken, braucht es moderne und gute ausgestattete Rehabilitationszentren, die dem unterschiedlichen Schädigungsbild neurologischer Patienten gerecht werden können.

Davon konnte sich der Hessische Finanzminister Michael Boddenberg bei seinem heutigen Besuch in Bad Homburg einen Eindruck verschaffen. „Was hier in enger Abstimmung zwischen Patientinnen und Patienten, ihren Angehörigen und dem Reha-Team geleistet und wieder erlernt wird, hat mich sehr beeindruckt. Jede und jeden von uns kann durch Unfälle oder Schlaganfälle eine neurologische Schädigung treffen, umso wichtiger ist also eine zeitgemäße medizinische Versorgung im Ernstfall“, sagte Boddenberg am Dienstag bei neuroneum.

Erworbene Schädel-Hirn-Verletzungen ziehen komplexe Beeinträchtigungen nach sich. Ebenso aufwendig, langanhaltend und intensiv ist daher auch die neurologische Rehabilitation, die oftmals längere Zeit andauert und aus mehreren Abschnitten bzw. Phasen besteht. Die Therapieeinheiten sind in allen Phasen ähnlich und umfassen in der Regel: Physio- und Ergotherapie, Logopädie, Neuropsychologie, Sporttherapie sowie die Unterstützung durch Sozialarbeiter, Pflegekräfte und Ärzte. Sie unterscheiden sich aber im Hinblick auf die Schwerpunkte und die Intensität.

„In jeder Phase werden darüber hinaus andere Anforderungen an das Gebäude einer Einrichtung, seine Ausstattung und den Personalschlüssel gestellt. Dies hat auch Auswirkungen auf die Kostensätze, die von den gesetzlichen Krankenversicherungen erstattet werden“, erklärte die Geschäftsführerin von neuroneum, Claudia Müller-Eising. Die lebenslangen direkten Behandlungskosten pro Patienten liegen im Schnitt deutlich über 50.000 Euro. Nicht berücksichtigt sind dabei indirekte Kosten durch frühzeitige Erwerbsunfähigkeit oder unentgeltliche Pflege durch Angehörige. Es ist folglich von weit höheren volkswirtschaftlichen Kosten auszugehen. „Wenn man bedenkt, dass dieser Bedarf nicht zuletzt durch die demographische Entwicklung weiterwachsen wird, gleichzeitig aber die klassische Familienstruktur an Bedeutung verliert, entsteht da ein großer Versorgungsbedarf, für den wir eine Lösung finden müssen. Rehabilitation spart Geld und sichert nachhaltig die Teilhabe Betroffener. Die Hauptprobleme neurologischer Rehabilitation in Deutschland sind Unterfinanzierung, Sektorengrenzen und Bürokratie, wie sie etwa in Genehmigungsvorbehalten sichtbar wird“, so Claudia Müller-Eising.

Die Anzahl der Patienten steigt auch bei neuroneum kontinuierlich an. Hinzu kommt, dass immer weniger therapeutische Praxen bereit sind, gesetzlich Versicherte zu versorgen. „Derzeit können wir die Nachfrage nach ambulanter neurologischer Rehabilitation nicht adäquat bedienen“, so Müller-Eising, „Wir haben einfach keinen Platz mehr, es gibt Zeiten, da stehen sich Patienten und Therapeuten quasi auf den Füßen.“

Das mittelständische Unternehmen hat daher einen 1.500 qm großen Neubau unmittelbar angrenzend an das Gelände der Hochtaunusklinik geplant. Ziel ist es, die Anforderungen der gesetzlichen Kostenträger mit den Möglichkeiten einer modernen Rehabilitation in Einklang zu bringen. Erste Details und Ansichten wurde im Rahmen des Besuchs von Staatsminister Boddenberg vorgestellt. Die Planung stammt vom Architekturbüro Planwerk aus Hanau.

Der Baubeginn steht noch nicht genau fest. Sobald der eingereichte Bauantrag genehmigt ist, kann mit den Bauarbeiten begonnen werden. „Ich hoffe, dass dies noch in diesem Herbst der Fall sein wird“, so Müller-Eising.

„Allen am geplanten Bauprojekt Beteiligten wünsche ich gutes Gelingen bei der Umsetzung“, sagte Boddenberg abschließend.